Prof. Dr. Ronald Hitzler

Institut für Soziologie // Fakultät 17 // Technische Universität Dortmund // D-44221 Dortmund

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Lebenslauf (PDF)
Lehrverzeichnis (PDF)


Fachliche Schwerpunkte

Allgemeine Soziologie

  • Mundanphänomenologie
  • Anthropologie
  • Handlungstheorie

Verstehende Soziologie

  • Hermeneutische Wissenssoziologie
  • Materiale Kultursoziologie

Modernisierung als Handlungsproblem

  • Existenzbasteln
  • Posttraditionale Vergemeinschaftung
  • Ränder der Sozialität

Methoden der explorativ-interpretativen Sozialforschung

  • Ethnographie
  • Sozialwissenschaftliche Hermeneutik
  • Lebensweltanalyse

Eine Art ‘wissenschaftliches Selbsporträt’

1. Allgemeine Soziologie

Grundsätzlich geht es mir weniger um die Frage, wie sich individuelle Verhaltensweisen aus sozialen Bedingungen erklären lassen (obwohl ich dies für die die Soziologie als Fach legitimierende Grundfrage schlechthin halte), als darum, wie Gesellschaft aus den Perspektiven von Akteuren erscheint, also wie diese Situationen definieren und Handlungsprobleme bewältigen – oder auch nicht. Diese ‚lebensweltanalytische’ Grundposition (Edmund Husserl) schlägt durch auf mein, wesentlich zusammen mit Anne Honer entwickeltes, Empirie- bzw. Methodenkonzept und sollte – jedenfalls der Idee nach – auch jenseits der im engeren Sinne einschlägigen Texte, d. h. ‚eigentlich’ in allen meinen Schriften (mehr oder weniger deutlich) erkennbar sein.

2. Soziologische Theorie

Durch Thomas Luckmann akademisch sozialisiert in der Tradition einer weberianisch-schützianischen sinnverstehenden Soziologie und ‚irritiert’ durch den von Hubert Knoblauchs angestoßenen und von Michaela Pfadenhauer weiter entwickelten Kommunikativen Konstruktivismus, verfolge ich, in anhaltender Auseinandersetzung mit der von Hans-Georg Soeffner ausgehenden hermeneutischen Wissenssoziologie, die Entwicklung einer sozusagen ‚existentialistischen’ Situationstheorie (Jean-Paul Sartre) bzw. einer ‚dämonologischen’ Inszenierungstheorie, die von Erving Goffman ebenso beeinflusst ist wie von Helmuth Plessner und Niccolo Machiavelli. Diese Theorieentwicklung betreibe ich vor allem im Hinblick auf handlungstheoretische Neubestimmungen sozialer Phänomene. Dabei geht es mir weniger um eine ‚empirisch begründete Theoriebildung’ als vielmehr um eine empirisch animierte Theoriearbeit.

3. Kultursoziologie

Wissenschaftssozialisatorisch sensibilisiert gegenüber nicht-modernen Kulturräumen bin ich im Sinne der von Arnold Gehlen, Friedrich Tenbruck und vor allem von Thomas Luckmann und Peter L. Berger verwendeten ‚einfachen’ Gesellschaftstypologie. Generell bestimme ich divergente Kulturen (auch – und empirisch v.a. – sozusagen ‚intrakulturell’) über die Formel “Kultur (im allgemeinsten Sinne) ist das Wissen darüber, was wer wann wie und warum zu tun und zu lassen hat”. Im Hinblick auf die Unterschiede in diesem komplexen Wissensbestand erkennen wir eine Vielzahl manifester und vor allem latenter Kulturdifferenzen und -konflikte im sozio-kulturellen Gesamtraum zumindest moderner Gesellschaften.

4. Modernisierungsphänomene

Stark beeinflusst durch die Zeitdiagnosen von Ulrich Beck, Peter Gross und Manfred Prisching arbeite ich analytisch am Problem der (alltäglichen) Bewältigung von Bedingungen der Pluralisierung, Individualisierung und Multioptionalisierung – d.h. an der immer eklatanter werdenden ‚strukturellen Verpflichtung’ darauf, sein Leben ohne verlässliche Vorgaben (Anweisungen, Auflagen) aus (tradierten) sozial-moralischen Milieus zu bewältigen, an der damit einhergehenden Zunahme existenzieller Verunsicherungen ‚neuer Lebenskunst`(Michel Foucault) und an der sich infolgedessen verstärkenden ‚Sehnsucht nach Gemeinschaft’ – genauer: nach solchen Formen der Vergemeinschaftung, die das dergestalt sehnsüchtige Subjekt gleichwohl nicht zu (mehr oder minder persistenten) Denk- und Verhaltensweisen zu verpflichten scheinen, sondern dieses ‚lediglich’ (mehr oder minder permanent) dazu verführen.

Erlebte soziale Differenzen und Konflikte, so mein Generalverdacht, lösen sich ab von überkommenen Ungleichheitslinien und verlagern sich mehr und mehr auf vielfältige, teils prinzipielle, teils situative Unvereinbarkeiten sowohl zwischen je individuellen als auch zwischen den in Teilzeit-Konglomeraten je präferierten Lebensvollzügen. Empirisch verfolge ich (neuerdings auch mit Paul Eisewicht) im Forschungsgebiet derzeit vor allem im Hinblick auf ‚sensible’ Alltagsinteraktionen, auf die subjektive und intersubjektive Bewältigung existenzieller Grenzsituationen, auf nicht-virtuelle und virtuelle Erlebnisräume und (jugendkulturelle) Gesellungsgebilde, auf die Bewältigung von Konsumproblemen unter Multioptionsbedingungen, auf Mediatisierungsphänomene und auf die Eventisierung der Kultur diverser gesellschaftlicher Teilbereiche.

Monographien:

(2016) mit Paul Eisewicht: Lebensweltanalytische Ethnographie – im Anschluss an Anne Honer (Reihe ‚Standards standardisierter und nichtstandardisierter Sozialforschung‘). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

(2013) mit Lakshmi Kotsch: Selbstbestimmung trotz Demenz? Ein Gebot und seine praktische Relevanz im Pflegealltag (Reihe ‚Grenzgebiete des Sozialen‘). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

(2013) mit Corinna Iris Leuschner und Frank Mücher: Lebensbegleitung im Haus Königsborn. Konzepte und Praktiken in einer Langzeitpflegeeinrichtung für Menschen mit schweren Hirnschädigungen (Reihe ‚Grenzgebiete des Sozialen‘). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

(2013) mit Gregor Betz, Gerd Möll und Arne Niederbacher: Mega-Event-Macher. Zum Management multipler Divergenzen am Beispiel der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Wiesbaden: Springer VS.

(2011) mit Jo Reichertz, Arne Niederbacher und Gerd Möll: Erwartungsräume. Spielkultur in großen und kleinen Spielhallen. Essen: OLDIB

(2011) Eventisierung. Drei Fallstudien zum marketingstrategischen Massenspaß (Otto-von-Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt). Wiesbaden: VS

(2010) mit Arne Niederbacher: Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute (Reihe ‚Erlebniswelten‘). Wiesbaden: VS (3., völlig überarbeitete Auflage von 0/2)

(2009) mit Jo Reichertz, Arne Niederbacher, Gerd Möll und Miriam Gothe: Jackpot. Erkundungen zur Kultur der Spielhallen (Reihe ‚Erlebniswelten’). Wiesbaden: VS (2. Auflage 2010)

(2007) Forschungskonsortium WJT (Autorenkollektiv): Megaparty Glaubensfest. Weltjugendtag: Erlebnis – Medien – Organisation (Reihe ‚Erlebniswelten’). Wiesbaden: VS

(2001) mit Thomas Bucher und Arne Niederbacher: Leben in Szenen. Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute (Reihe ‚Erlebniswelten‘). Opladen: Leske + Budrich (2., aktualisierte Auflage: Wiesbaden (VS) 2005)

(1988) Sinnwelten. Ein Beitrag zum Verstehen von Kultur. Opladen: Westdeutscher Download (PDF)